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[   Band 1 Brief 15:    Humboldt an die Verbündeten   Paris, 4. August 1789   ]


gerissen, daß man auch sich selbst nur wie ein Tropfen gegen den
Ozean erscheint. Das hab ich gern.
Deinen Wolzogen, Caroline, hab ich noch nicht gefunden, und
beinahe verzweifle ich. Mehrere Versuche sind mir schon miß-
lungen. Unter einer Million Menschen einen aufzufinden, ist
freilich schwer. Doch wer weiß! Ich sehne mich sehr danach, es
wäre doch einer, mit dem ich von Dir reden könnte. Wenn Ihr
mir gleich nach Empfang dieses Briefes schreibt, so adressiert Euren
Brief gerade hierher.
                 à Paris
      à l’hôtel de Moscovie aux petits Augustins.
Schreibt Ihr später, so adressiert den Brief nach Mainz an
Forster:
      Herrn Hofrat und Bibliothekar Forster.

Vergeßt nicht, den Bibliothekar hinzuzusetzen, es gibt noch
einen Hofrat Forster in Mainz.

Nun lebt wohl, teure Inniggeliebte!
Grüßt unsern Carl und sagt ihm, wenn es ihm möglich wäre,
sollte er nicht eher nach Berlin reisen, als bis ich da wäre. Ich
möchte ihn so gern da sehen. Verzeiht diesen Brief. Ich schickte
ihn gewiß nicht fort, wenn ich nur irgend hoffen dürfte, einen
bessern zustande zu bringen.



Hier fehlt eine Reihe von Briefen, was sich leicht aus dem Umstand
erklärt, daß 1806 Tegel geplündert und der Inhalt der Schränke und
Schreibtische auf den Düngerhaufen des Hofes geworfen wurde. Eine ganze
Anzahl jener wieder gesammelten Briefe zeigt noch die Spuren dieses
Schicksals. Der uns erhaltene Briefwechsel setzt erst im Anfang des Jahres
1790 wieder ein. Humboldt hatte mit Campe Paris am 27. August ver-
lassen. Er kehrte durch die Champagne über Metz nach Mainz zurück und
wandte sich dann über Mannheim, Stuttgart, Tübingen nach Konstanz,
Zürich und Luzern, durchstreifte zu Fuß einen Teil des Berner Oberlandes,

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