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[   Band 1 Brief 83:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], Mittwoch abend, 20. Oktober 1790   ]


und lieber eine früher aufstündest. Je später man anhaltend arbeitet,
je schädlicher ist es. . . .

                                                   Donnerstag morgen
. . . Ja Du darfst befehlen, was Du willst. Li wird immer
alles tun. Und jetzt kann ich Dir nichts als Gutes sagen. Seit
beinah vier Wochen hab ich kein Blut gespuckt. Wenn’s wieder
kommen sollte, schreib ich Dir’s gewiß gleich. — Springst nicht mehr
mit dem Pferde, als ganz, ganz niedrig. Grüße den Braunen,
sag ihm, Li ließe ihm sagen, sollte fromm sein und Dir recht viel
Freude machen, wollte ihm auch einmal etwas schenken, um sich zu
putzen, und ihn streicheln. Spring denn jetzt nur ganz, ganz niedrig,
wenn Li erst bei Dir ist, sollst Du’s wieder treiben wie vorher.
Wenn Dir dann auch was geschieht, ist Li da. — Reite viel aus,
mein Bill, so viel Du kannst, das ist Dir besser, als in den Gesell-
schaften zu stecken.
Über Mamas Etat hab ich gelacht. Es ist doch hübsch, daß
sie mich nicht wie ein Kapital in der Rechnung aufgeführt hat.
Sie erwähnt nur die Interessen. Aber meint denn Mama, daß
ich rote Haare habe, um in unserer Wirtschaft so einen schrecklichen
Aufwand von Puder notwendig zu finden? Parle lui donc, je
t’en prie, de la superbe couleur de mes cheveux. Tu sais bien
ce qu’en a dit Charles. Ich habe letztens auch aus Spaß so einen
Etat gemacht. Er differiert in manchen Stücken von Mamas ihrem.
Wenn Du willst, schick ich ihn Dir. Aber apropos. Der letzte
zärtliche Brief von Mama, Du hast ihn doch gelesen? erfordert
wohl eine schnellere Antwort. Es ist gar hübsch, daß Papa und
Mama nicht in Korrespondenz sind.
Lebe wohl, ich muß Dich jetzt lassen.


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