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[   Band 2 Brief 42:    Humboldt an Caroline    S. Sebastian, 30. April 1801   ]


uns die ganze spanische Küche mit allen Gewürzen Indiens an,
und Bokelmann ließ sich aller meiner Deprekationen ungeachtet alles
kommen. Ich hielt mich bloß an einige Eier, und er gab immer ein
Gericht mit größerem Ekel als das andere zurück. Den Nachmittag
versicherte er, es wäre ein fürchterliches Land. Endlich hat ihn das
Meer und Milch, womit wir uns den Abend Tee gemacht, wieder
etwas versöhnt. Damit aber der Tag recht spanisch schließe, so hat
uns der Alkalde *) einen Besuch abgestattet und uns von dem Ruhm
seines Städtchens und aller berühmten Männer, die von hier gewesen
waren, eine halbe Stunde vorgeschwatzt. Er verkennt wirklich sein
Glück. Was hätte ich darum gegeben, wenn ich so am Anfang in
alle spanischen Geheimnisse eingeweiht gewesen wäre. Es ist mir
aber auffallend gewesen, wie sehr er an seiner Heimat hängt und
wenig Interesse fürs Fremdartige, ja nur wenig Sinn fürs Indi-
viduelle hat. Er ist ganz in Idyllen und keine sentimentale Natur.
Wie er ist, ist er aber sehr gut und vollkommen, und ich liebe ihn
ungemein.
Lebe jetzt innig wohl, meine gute Li.


43. Humboldt an Caroline                        Vitoria, 7. Mai 1801

Du wirst Dich wundern, meine liebe Li, daß ich Dir schon
von hier aus schreibe. Aber wir haben unsern Reiseplan
ein wenig abgeändert, und statt zuerst nach Bilbao zu
gehen, sind wir vorher hierher gekommen. Ich schrieb Dir zuletzt
aus Guetaria. Von Guetaria aus gingen wir an der Küste weiter
fort, über Deba, Motrico und Ondarroa. Wir genossen noch sehr
schöne Gegenden, herrliche Meeresansichten und den Anblick eines

———
*) Bürgermeister.

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