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[   Band 2 Brief 70:    Caroline an Humboldt     Erfurt, 9. Mai 1804   ]


Zeit wahrgenommen, wo ich unten bei Papa war, und wie ich wieder
ins Zimmer kam, hatte er mir aufs Sofa die Skelette hingestellt, die der
Professor in Jena gemacht hat, und die noch sehr gut konserviert sind.
Adieu, Geliebtester. Tausend Grüße und Küsse meiner Adelheid
und Gabrielen. Adieu, Teuerster, Bester. Ewig Deine
                                               Caroline.


71. Humboldt an Caroline                       Rom, 12. Mai 1804

Ich danke Dir herzlich, liebe Li, für Deinen langen, schönen
Brief vom 18. v. M., den ich am 8. hier bekommen. Er
hat mir unglaublich wohlgetan. Jeder Ton von Dir hat
etwas so unendlich Beruhigendes; er kommt aus unserm ganzen
Leben zusammen, aus einer Reihe so verschiedener und sich doch
immer in dem Einen Gefühl der Liebe gleicher Stimmungen hervor.
Ich kann mir das Leben nicht denken, das ich führen könnte, ohne
diese Töne zu hören, und ich habe es schon oft bei mir bedacht
und bin auch gewiß überzeugt, daß wir uns nicht lange einander
überleben werden. Es freut mich über alles, liebe Seele, daß es
Dir und den Kindern wohlgeht. Zwar leidest Du gewiß an kleinen
Zufällen, ohne daß Du davon schreibst, aber es ist schon viel, wenn
es nur im ganzen gut geht. Behalte nur ja guten Mut. Es geht
gewiß alles glücklich. Sehr lieb ist es mir, daß Du mit Ernst an
Paris denkst. Es ist der einzige Punkt, der Dir angenehm sein
kann, Du beruhigst mich besonders dadurch. Bleibe, liebe Seele,
wenigstens einige Monate da und gehe nicht eher fort, bis es Dir
gemütlich ist. Wer weiß, ob Du Dich so bald wieder zu einer
Reise entschließest. Eins nur bitte ich Dich inständigst, reise nicht
ohne Kohlrausch. Das allein würde mich sehr ängstigen. An Papas
Gerede kehre Dich nicht, sage, Du gehst Alexandern entgegen, damit

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