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[   Band 3 Brief 35:    Humboldt an Caroline    Berlin, Behrenstraße 60, 19. Januar 1809   ]


berg ist, die Stelle immer geliebt und gewünscht hat. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß er meine abschlägige Antwort benutzt, sie
anzunehmen und mit seinem Ministerium zu verbinden. Davor
ist allgemeine Furcht, und man gibt mir Schuld, daß ich das ver-
anlasse. Kurz, es sind Seelenbewegungen in Menge gewesen; aber
immer Dich, Rom und Albano fest in Gedanken, habe ich ge-
handelt, wie ich glaubte, es zu müssen. Auch glaube ich wirklich
keine Pflicht gegen den König verletzt zu haben. Wie die Lage
hier ist, ist allerdings Nutzen, und großer, zu stiften, allein mit
Sicherheit auf die Dauer nicht, wenn man nicht zugleich Minister
ist. Denn nur dann hat man eigentlichen Einfluß auf die Ge-
schäfte zugleich, von denen die Sicherheit des Staats im allgemeinen
abhängt. So ist die Lage zu unsicher und beschränkt.
Du verzeihst, liebe Seele, wenn ich Dir heute nicht mehr sage,
allein es ist schon gegen 2 in der Nacht. Ich habe unendlich zu tun,
und zu laufen und zu reden. Donnerstag werde ich in die Akademie
eingeführt, wozu ich auch noch eine Rede zu machen habe.
Mit inniger treuer Liebe ewig Dein H.


36. Humboldt an Caroline                     Berlin, 24. Januar 1809

Bei Laroche war ich gestern abend. Im ganzen ist er wohl
noch der alte. Aber er ist milder, heiterer und gesünder,
vorzüglich auch unbefangener. Seine Frau ist gar nicht
mehr hübsch, ich mache überhaupt hier immer mehr die Bemerkung,
daß Du, mein teures Herz, die einzige bist, die immer hübsch bleibt.
Aber sie ist angenehm, spricht ziemlich viel und nicht ohne Geist.
Kinder hat er nur zwei — Bertha, Hellmut. Wunderbar ist
es, daß keins schön ist. Doch ist Bertha, die 15 Jahr alt ist, an-

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