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[   Band 3 Brief 55:    Humboldt an Caroline    Berlin, 18. März 1809   ]


laubnis den Glanz noch. Wenn ich Dich mir nicht mehr in der
carretella im Korso herumfahren denken kann, bin ich ganz verloren,
und die kleinen hübschen Mädchen mit den Näschen aus dem Wagen
heraus, um alles zu sehen.
Von inniger Seele Dein    H.


56. Humboldt an Caroline       Berlin, 21. März 1809

Solltest Du es denken, Kunth macht ernstliche Projekte, statt
meiner nach Rom zu gehen. Ich habe neulich zu meinem
Unglück es im Spaß der Frau vorgeschlagen, und es ist un-
glaublich, beweist Dir nur eben, wie beweglich alles ist, und wie
jeder hier weg will, heute schreibt er mir einen langen Brief, mir zu
beweisen, daß ich ihn zu der Stelle nehmen müsse. Mir kommt es
ungeheuer vor. Wenn es aber Dich amüsiert, ihn dort zu haben
— denn im Sommer wäre er da — so schreib es mir. Wenn
es überhaupt irgend möglich ist, so soll keiner den Posten haben,
den Du nicht genehmigt hast. Das Kind muß allein und eigen-
mächtig in Rom herrschen.
Mit der Erziehung, sehe ich, bin ich viel schwächer, als Du,
gute Seele. Mich dauerte es so sehr, daß Theodor sich in seiner
Pension mißfiel, er kam mir so exiliert aus dem frohen Römer-
leben, so abgesondert vor, daß es mir oft nachts Kummer machte,
und das die erste Veranlassung bei mir war, ihn Laroche zu geben.
Jetzt ist es mir auch in anderer Hinsicht lieb. Sein Charakter
bildet sich besser. Es ist wirklich eine sehr gute und hübsche Familie,
man kann sich nicht liebenswürdiger, herzlicher und besser mit einem
Kinde nehmen, als er und sie und alle im Hause mit Theodor
tun. Gestern hat er, wie es das ewige Spiel ist, Soldat gespielt

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