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[   Band 3 Brief 99:    Caroline an Humboldt     Albano,  2. August 1809   ]


zweimal am Tage. Vor Porta del Popolo werden die Vignien
und Gärten links beim Herausfahren den Eigentümern abge-
nommen und selbige entschädigt und eine Promenade bis an die
Tiber gemacht, an deren Ende man die große Kolonne, die im
Hofe von Monte Citorio liegt, aufrichten wird zu einem Monu-
mente Napoleons.


100. Humboldt an Caroline    Königsberg, den 1. August 1809.

Ich habe in den letzten drei Tagen eine große Freude ge-
habt. Strogonoff mit seiner Mutter kam her, und ich
bin jeden Tag bei ihm gewesen. Ich kann nicht sagen,
daß mich, außer seiner Anhänglichkeit an die Staël, etwas sehr
an ihm anzieht, und sein Buch, das er mir geschenkt hat (Lettres
de deux amis), konnte auch nicht dazu beitragen, ihn mir interessant
zu machen; aber er kam von Rom, er hatte dich, wie er versichert,
oft gesehen, und die Mutter sprach ordentlich mit Zärtlichkeit von Dir
und Carolinen. Ich habe mir alle Details erzählen lassen, wie sie, ich
glaube, das letztemal bei dir gewesen, haben die Mädchen grade
Tanzstunde gehabt. . . .
Sie haben sehr wunderbare Schicksale unterwegs gehabt, in
Padua ein Gefecht unter ihren Fenstern gesehen, über Triest, Ofen
und Berlin reisen müssen, und entsetzliche Umwege gemacht. Im
Buch habe ich wenigstens die ganze russische Gesellschaft von
Rom mit sentimentalen Elogen wiedergefunden. Zuletzt hat er
mir sein Stammbuch gegeben. Du wirst es bei der Brun *), von
der eine lange Poesie darin steht, gesehen haben, und wissen,
daß jeder etwas Eigenes einschreibt. Ich bin hier so milde ge-

———
*) Vgl. S. 92.

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