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[   Band 3 Brief 125:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 17. Oktober 1809   ]


denken. Ich habe ihm, wie es wahr ist, freimütig gesagt, daß ich
ihm auf immer und unverbrüchlich ergeben bin, daß ich meine und
Deine Familienangelegenheiten darum hintansetze, daß ich es tun
und seinen Dienst niemals verlassen werde, ohne dazu durch die
Verhältnisse genötigt zu sein. Er ist hierauf und in jeder Rücksicht
überaus gnädig gewesen und hat mir gesagt, daß auf jeden Fall
bei einer Änderung ich nach meinen Wünschen berücksichtigt werden
würde. Er hat mir geäußert, daß es ihm auch lieb gewesen sei,
daß ich über die Verwaltung im allgemeinen mit ihm gesprochen.
Daß er das ganze Gespräch gut aufgenommen, hat mir zugleich
sein übriges Betragen gezeigt, da er nachher noch viel mit mir
beim Zusehen des Tanzes gesprochen und gespaßt hat.
Es ist mir sehr peinlich, solche Schritte zu tun, ohne Deinen
Rat zu haben. Du bist so klug und so gut. Wenn man Dir folgt,
tut man immer das Rechte. Aber ich habe mich die ganze Reise
über, wo ich viel allein und ungestört war, reiflich darüber bedacht
und mich überzeugt, daß ich ein solches Gespräch wagen müßte.
Es ist unendlich besser ausgefallen, als ich mir dessen schmeicheln
konnte, und der erste Schritt ist nunmehr getan. Ich habe dabei
zugleich ganz offen gegen Dohna gehandelt. Ich habe ihm von Memel
aus geschrieben, daß mir, wenn er nicht handeln wolle, nichts
übrig bliebe, als — mit diesen Worten —— dem König selbst,
mündlich oder schriftlich, die Augen zu öffnen. Er hat darauf
nichts getan, mir sogar erklärt, er könne nichts tun. Jetzt habe
ich ihm mein Gespräch ganz offen erzählt. Er ist sehr konsterniert
gewesen, meint, ich habe ein großes Unglück angerichtet, ich werde
nun sehr bald eine Gesandtschaft erhalten und meine Stelle werde
in unwürdige Hände kommen. Das ist möglich, aber es wäre so
noch viel gewisser geschehen, man hätte mich in einem Augenblick
überrascht, der meinen Widersachern angemessen gewesen wäre, und
der König hätte die Wahrheit nie oder nur wieder durch mich, aber

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