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[   Band 3 Brief 129:    Caroline an Humboldt     Rom, 11. November 1809   ]


Ich breche ab, meine Seele. St. Peter ist illuminiert, ich
sehe es aus meinem Fenster und sitze auf dem Sofa und stille
Hermann. Adieu!


130. Humboldt an Caroline        Königsberg, 10. November 1809

Wir haben Sonntag die erste Hoffete gehabt, die ich hier
erlebt habe. Es war die Taufe des kleinen Prinzen, der
Albrecht heißt und ein großes, hübsches Kind ist. Es
waren vom Zivil bloß die Minister und Geheimen Staatsräte, vom
Militär weiter herunter und mehrere gebeten. Erst war Diner,
nachher die Taufe und dann ging man zur Königin, die auf ihrem
Bett halb lag, halb saß. Sie sieht sehr wohl aus, hat viel mit
mir gesprochen und mir gesagt, daß wir gewiß spätestens den
15. Dezember in Berlin sein würden. Ein wirklich merkwürdiges
Schauspiel bei der Zeremonie war die alte Oberhofmeisterin *). Sie
sieht nun die fünfte Generation, weit über den alten Nestor hinaus,
war in einem ganz altmodischen Courkleide, und kam mir gerade wie
ein Geist vergangener Pracht vor, der über das Theater geht.
Ich habe Dir neulich geschrieben, wie ich mit dem König über mich
und meine Lage gesprochen habe. Ich werde es jetzt nächstens mit der
Königin gleichfalls tun und so die Dinge näher bringen. Es ist
notwendig, das gehörig vorzubereiten, ehe wir in Berlin ankommen.
Dort wird man dem Hofe weniger nahe sein, und wenn Krisen
vorgehen, so ist es immer erst da.
Niebuhr **), der Sohn des bekannten Reisenden, der in unsern
Diensten ist, aber in Holland Aufträge hatte, ist jetzt wieder hier.

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*) Gräfin Voß, geborene v. Pannewitz, geb. 1729, † 1814.
**) Berthold Georg Niebuhr, 1776—1831, von Geburt Däne, seit 1806
im preußischen Staatsdienst.

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