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[   Band 3 Brief 154:    Caroline an Humboldt     Rom, 13. Januar 1810   ]


von Geblüt macht große Sensation. Der Kurier, der die Nachricht
brachte, kam an Torlonia *), der selbst nach Canino gegangen ist, die
Depesche zu überbringen.
Man sagt, der Papst sei nach Rheims gereist.
Hast Du mir wohl Geld bestellt zu schicken bei Deiner An-
wesenheit in Berlin? Verzeih, aber ich bin ein armes Kind, und
für Dich ein teures und koste Dir viel.
Es verdrießt mich sehr, aber ich kann wirklich heute nicht mehr
schreiben.
Addio anima mia!


155. Humboldt an Caroline                  Erfurt, 15. Januar 1810

Es ist mir, teure Li, seit ich Königsberg verlassen habe,
nicht möglich gewesen, Deine Briefe ordentlich zu beant-
worten. Ich will es aber jetzt nachholen. Ich habe seit
Königsberg 15 Briefe von Dir bekommen, und es ist rührend, zu
sehen, wie pünktlich und ordentlich Du Deinem armen Bill schreibst.
Ach! Du fühlst sehr richtig, daß diese Briefe sein höchstes und
einziges recht eigentliches Glück sind.
Alles, was Du mir über Lady Temple **) sagst, hat mich tief
ergriffen. Der Ausdruck: damit sie bei guten Kindern läge, ist
wunderbar rührend. Ich hätte ihn ihr nicht zugetraut, aber vor-
züglich Engländerinnen, doch Ausländerinnen überhaupt, haben
manchmal so eine Tiefe, die man nach ihrer übrigen Art zu sein
nicht ahndet, Kräfte, die gewöhnlich gleichsam schlummern, aber

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unterwegs aufgefangen und nach England gebracht, wo er bis 1814 als
Kriegsgefangener lebte.
*) Vgl. S. 101. — **) Vgl. S. 92.

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