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[   Band 3 Brief 182:    Humboldt an Caroline    Berlin, 28. April  1810   ]


können, und endlich verlor ich selbst in der Meinung des Publi-
kums.
Ich schreibe dem König aber gewiß so, daß er es mir nicht
übel deuten kann, und daß es Eindruck auf ihn machen muß. Ich
sage ihm die Sache und meine Gründe rein heraus, erkläre ihm,
wie er an einem Staatsrat, wie dieser, nur einen Namen und noch
sogar Nachteile hat, zeige ihm, wie diese Einrichtung ein Umsturz
der ganzen jetzigen Verfassung ist, und wie man endlich mir nicht
Wort gehalten in dem, was man mir versprochen, und wie man
mich und alle, die mit mir in gleichem Verhältnis sind, auf eine
jedes Ehrgefühl tief kränkende Weise zurücksetzt. Ich habe ange-
standen, ob ich den König bitten sollte, mir die Anwartschaft auf
den nächsten in Italien etwa entstehenden Gesandtenposten zu er-
teilen. Ich habe mich aber entschlossen, es nicht zu tun. Ich muß
hier in der Tat nur auf das sehen, was die Sache und die Ehre
fordern, und ich bin glücklich, denken zu können, daß Du, mein
teures Wesen, gerade hierin mit mir gleich denkst. Du kannst jetzt
sehr ruhig sein, ich mag zu Dir oder Du zu mir kommen, so
findest Du mich rein von jedem Makel in meinen Dienstverhält-
nissen und von der öffentlichen Meinung ausgezeichnet wieder.
Ich scheide rein, uneigennützig und edel, und darauf allein kommt
doch alles an.
Carl *) nimmt sich in allen diesen Umständen sehr liebevoll.
Er fühlt sehr zart und herzlich meinen Verlust und Dein Nicht-
kommen, aber er beurteilt die Sache darum doch nicht anders,
und ratet mir nie zu einem schwachen oder halben Schritt. So,
liebe Li, sind die Sachen jetzt.
Aus einem Brief Carolinens **) sehe ich, daß Du ihr ge-
schrieben, Du würdest vor dem 20. Mai nicht aus Rom gehen.

———
*) Vgl. S. 72. — **) v. Wolzogen.

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