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[   Band 4 Brief 14:    Humboldt an Caroline    Peilau,  11. Junius 1813,   ]


Bülow *) hat Oudinot **) bei Luckau am 4. geschlagen. Auch
Colomb ***) hat bei Freiburg 17 Kanonen genommen. Nach dem
Waffenstillstand ist das alles gelähmt!


15. Caroline an Humboldt                              Wien, 12. Junius 1813

Mein teurer Wilhelm!
Heute hat die Post nicht einmal Zeitungen gebracht, aber
mir einen sehr lieben Brief von Röder, in dem er mir
sagt, Theodor †) habe sich sehr brav gehalten und sei von
dem Chef und seinen Kameraden seiner Unerschrockenheit wegen sehr
gelobt und ausgezeichnet worden. Es macht mir eine sehr große
Freude, eine unaussprechliche, daß Theodor sich so gut anläßt. . . .
Heute gehen die wunderbarsten Gerüchte durch die Stadt, so
schöne, daß man sie gar nicht schreiben darf.
Über Hamburg ††) sind dagegen sehr beunruhigende im Gange.
Gentz †††) hat hergeschrieben, aber nicht bewegt von den großen
Schicksalen der Welt, bloß vom Diner, das ihm die Herzogin
von Sagan *†) gegeben.

———
*) Friedrich Wilhelm v. Bülow, seit 1814 Graf von Dennewitz, geb.
1755, † 1816.
**) Nicolas Charles Oudinot, geb. 1767, † 1847, Marschall von Frankreich.
***) Peter v. Colomb, geb. 1775, † 1854, preußischer General, Schwager
Blüchers.
†) Hmboldts ältester Sohn, geb. 1797, war im Sommer 1812 zum
Studieren nach Heidelberg gegangen, Ende Februar 1813 bei den Eltern in
Wien eingetroffen und am 4. März wieder abgereist, um in das preußische
Heer einzutreten. 
††) Hamburg war am 31. Mai von französischen Truppen besetzt worden.
†††) Friedrich v. Gentz, der bekannte Publizist, geb. 1764, † 1832.
*†) Wilhelmine, Tochter des Herzogs Peter von Kurland, erste Herzogin
von Sagan, geb. 1781, † 1839.

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