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[   Band 4 Brief 20:    Caroline an Humboldt     Wien, 21. Junius 1813   ]


Brief. Sehr gut wäre es, wenn Du, besonders beim Wiederbeginn
der Feindseligkeiten, eine Einrichtung treffen könntest, daß man
unterrichtet würde im Publikum. Gewiß ist es, daß die Franzosen
mit ihrer organisierten Publizität viel voraus haben. Man sollte
kein Mittel aus den Augen lassen, und wir haben in Tätigkeit für
das Gute noch viel von denen zu lernen, die all ihre Tätigkeit auf
das Schlechte wenden.
Morgen ist Dein Geburtstag, herzenslieber Wilhelm. Mein
Herz denkt mit innigster Liebe und frommen Wünschen an Dich,
und umfaßt das Deine mit dem Segen der Liebe. Deine
Caroline.


21. Humboldt an Caroline       Ratiborschitz, 20. Junius 1813

Du wirst, liebste Li, meinen sehr ausführlichen Brief durch
Bartholdy empfangen haben. Ich bin den 18. abends
um 8 Uhr mit dem Staatskanzler aus Reichenbach weg-
gefahren und die Nacht durch gestern früh hier angekommen, wo
mich die Herzogin wirklich mit vieler Freundschaft empfangen hat.
Metternich war schon vor uns von Opotschna, wo der Kaiser von
Rußland ist, angekommen, und wir haben den gestrigen Tag zu-
sammen zugebracht. Heute geht Metternich wieder nach Gitschin,
aber Nesselrode kommt hierher. Dieser reist dann auch nach Gitschin
und der Staatskanzler über Kudowa, ein Bad bei Glatz, wo der
König ist, nach Reichenbach zurück. Ich bleibe, wie ich Dir schon
schrieb, aber auf eine Weise, die ich selbst billigen muß, hier, ver-
mutlich so lange, bis ich nach Gitschin geschickt werde.
Gestern war hier ein sehr sonderbarer Tag. Lauter tête-à-têtes
und halbe und ganze Konferenzen. Viel Verstimmung und décousu,
das, wenn ich nicht die Gesellschaft durch mehr allgemeines

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