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[   Band 4 Brief 90:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 18. November 1813   ]


89. Humboldt an Caroline                [Frankfurt], 17. November 1813

Ich habe jetzt sehr viel Schererei mit den Allianztraktaten
der kleinen Fürsten. Du glaubst nicht, was sich dies
Volk herumdreht, und spricht, als wenn des Reichs
Wohlfahrt von ihm abhinge. Anstett *), Binder **) und ich machen
mit aller Höflichkeit kurzen Prozeß; die Grundsätze unserer Höfe
gegen sie sind eher zu billig, als zu hart, wir bleiben nun ruhig
bei unsern gemachten Entwürfen, und sie müssen sich bequemen zu
unterschreiben. Wir haben auch ausgemacht unter uns, keine
Geschenke von ihnen anzunehmen und noch weniger ihre Orden.
Es wäre wirklich unedel, den armen kleinen Fürsten noch jedem
drei Dosen abzuzwingen.
Bis jetzt ist mir keiner unter den Fürsten aufgestoßen, Bayern
ausgenommen, der mir eine gegründete Hoffnung recht patriotischen
Benehmens gäbe. Ihre Völker sind gewiß besser. . . .

 
90. Humboldt an Caroline             Frankfurt, 18. November 1813

Bülow ***), der in Kassel Finanzminister war und sich dann
mit der dortigen Regierung entzweite, ist es nun wirklich
bei uns geworden. Er ist gewiß ein sehr brauchbarer
Mann, wenn auch vielleicht kein großer Kopf. Ich sehe ihn hier
fast täglich und habe nichts gegen ihn. Aber es ist mir neulich eine
große Zerstreuung mit ihm passiert. Es war am Tisch des
Kanzlers die Rede von französischen Senatoren, und einer lobte
einige. Man sprach darüber, und ich sage auf einmal ganz laut

———
*) Vgl. S. 52.
**) Vgl. S. 62.
***) Geb. 1774, † 1825, Neffe des Staatskanzlers Hardenberg, von
Jerome in den Grafenstand erhoben.

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