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[   Band 4 Brief 130:    Caroline an Humboldt     Wien, 20. Februar 1814   ]


Mit der Ramdohr *) war es sehr ängstlich. . . . Allein nun
ist der neunte Tag angebrochen. Die Ärzte hoffen, wir bringen
sie durch. . . .
Die Kinder sind alle recht wohl und munter. Auch ist das
Wetter darnach. Ein ungemein schöner, nicht unmäßig kalter
Februar, und ein Spaziergang, den ich gestern gemacht habe, hat
mir ungemein wohlgetan. Als ich nach Hause kam, wollte ich
Dir schreiben, fand aber eben etwas Notwendiges für die Kranke
zu besorgen.
Ich denke Dich mir lebhaft in Arc ganz einsam, (wahr-
scheinlich in gewissem Sinne die einzig fühlende Brust), ich
kenne die Lust, ganz allein sich zu fühlen, die wenigen Male,
wo Du es kannst, muß es Dir, unter den Umständen, doppelt
lieb sein.
Theodors Brillieren mit dem Französischsprechen ist sehr
amüsant. Es gibt das Maß der Kenntnisse der anderen. Aber
in viel ernsteren und tieferen Dingen des Charakters und des
Gemüts ist es beinah auch so wie hier mit diesem kleinen Talent.
Selten wird das am meisten geschätzt, erkannt, was das Beste am
Menschen ist, ein Flitterglanz aber nimmt ein.
Die Nachrichten, die Du mir von Theodor gibst, beruhigen
mich sehr. Nur möchte ich, daß er Gelegenheit fände sich auszu-
zeichnen und das Eiserne Kreuz bekäme. Ich kann es nicht leugnen,
nichts würde mich mehr als das freuen.
Ich muß für heute abbrechen. Meine besten Gedanken sind
immer um Dich. Deine Li.

———
*) Vgl. S. 90.

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