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[   Band 4 Brief 174:    Humboldt an Caroline    Paris, 3. Junius 1814   ]


Der König hat mir das Eiserne Kreuz 1. Klasse gegeben mit
einer sehr gnädigen Kabinettsorder. Ich aß heute bei ihm, und er
war sehr freundlich. Dies Kreuz kann außer dem Kanzler und
mir nie wieder ein Sterblicher haben. *) Insofern ist es hübsch und
mir wirklich sehr wert. Alexander meint, das südliche sei ihm
lieber, jeder habe seinen Geschmack.
Dann ist es nun öffentlich bekannt, daß ich hier Gesandter
bleibe. Hardenberg hat mir auch die 6000 Taler Einrichtung und
26 000 Taler Gehalt zugesichert, die ich gefordert. Der König weiß
dies noch nicht. Weil ich aber mit nach London gehen muß und
Wien, so komme ich erst nachher zurück. Indes ist Graf Goltz **), der
Münchener Gesandte, hier. Nach Wien kommt Krusemarck ***). Ich
glaube, Du wirst jetzt lieber, bis ich herkomme, in der Schweiz
bleiben wollen. Aber Du bist immer ein freies Kind und folgst
ganz Deiner Meinung, und ich liebe Dich.
Theodor ist heute abgereist, er kann in zehn bis zwölf Tagen
ankommen.
Ich habe alle Deine Briefe bis zum 28. Mai. Ich schicke
Dir meine sechs Pferde mit dem Kanzelisten. Er wird gegen
Ende des Monats bei Dir sein. Erschrick Dich nicht, alles ist
recht berechnet.
Das Blatt ist von Luisens †) Grab, von einem Rosenstock. Ich
war mit Hedemann da und schreibe von London darüber. Es
schmerzte mich längst, noch nicht dagewesen zu sein. Man kann
eher die Treue gegen die Lebenden verletzen. Aber die Toten liegen
still, und wenn man nicht zu ihnen kommt, sind sie allein.

———
*) Es ist auch tatsächlich so — am weißen Bande — außer an Harden-
berg und Humboldt nie wieder verliehen worden.
**) Graf v. der Goltz, geb. 1765, † 1832, preußischer Minister.
***) Vgl. S. 218.
†) Vgl. S. 287 und Bd. 2 S. 269 und 271.

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