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[   Band 4 Brief 268:    Caroline an Humboldt     Berlin, 20. April 1815   ]


Daß es niemand begreift, da Du fern bist, das fühl’ ich — es
ist auch gut so. Adieu! Ewig Deine Li.


269. Humboldt an Caroline                      Wien, 18. April 1815

Es hat  sehr glücklich gemacht, daß ich die Erlaubnis
des Königs noch gestern erhielt. Es schmerzt mich un-
endlich, jetzt gerade nicht bei Euch zu sein. Das liebe,
kleine Mädchen so in der ersten, fast noch bewußtlosen Liebe, die
sich gewiß mit jedem Tage mehr und schöner entfaltet, zu sehen,
würde mich sehr glücklich machen. Überhaupt ist jede Blüte des
Lebens abgestreift, seitdem ich nicht mehr mit Dir bin, und manch-
mal, wenn ich die Ungewißheit dieser neuen Trennung bedenke,
kommt mir das Leben wie schon geendet vor. Das Eigenste und
Beste ist dahin, aufs Unsichere dahin ob man es je wieder dauernd
faßt, und mit der Tätigkeit, mit dem Wirken ist es, wenn man sich
nur keine Täuschungen macht, eine Sache, an der kein Mensch, der
sich seiner und seines Erfolges recht bewußt ist, ein eigentliches
Genüge finden kann. Wie wenig unter dem, was geschieht, ist
eigentlich gut, und wie wenig dieses Guten kann man behaupten,
nur hauptsächlich gemacht zu haben? Dagegen ist das meiste
schlecht oder mittelmäßig und fast nichts dieser Art, an dem man
nicht einigen Teil hätte.
Daß ich nicht bei Adels Heirat bin, ist mir ein großer Schmerz.
Es ist eins der Unglücke, die der Kongreß über mich bringt, der mir
in jeder Hinsicht ungünstig ist, und vor dem ich mich auch recht
instinktmäßig geekelt habe.
An äußere Arrangements ist in der Schnelligkeit auch nicht
zu denken. Papa würde außer sich gewesen sein, wenn er eine

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