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[   Band 5 Brief 6:    Humboldt an Caroline    Paris, 18. Julius 1815   ]


gewesen wärest als sonst. Ich sehne mich nach nichts, als mit Dir
zusammen zu sein, und endlich müssen sich doch die Dinge gestalten.
Lebe innigst wohl, teures Herz. Ewig Dein H.


7. Humboldt an Caroline                      Paris, 22. Julius 1815

Du wirst aus meinem vorigen Brief gesehen haben, daß ich
hier bin und auf alle Fälle einige Monate hier bleiben
muß. Es ist mir sogar wahrscheinlich, daß ich hier als
Gesandter bleibe. . . .
Meine Lage hier ist gar nicht lieblich, sehr schwierig und nicht
leicht dahin zu bringen, wo es wünschenswert.
Der arme Kanzler ist unpäßlich und sehr schwach. Mit Gneise-
nau bin ich gut und tue was ich kann, um dies Vernehmen zu
unterhalten, kann aber nicht ganz mit ihm übereinstimmen. Die Höfe,
die mit uns handeln, haben ganz andere und zum Teil alberne und
schlechte Grundsätze. Kurz, überall Schwierigkeiten und nirgends
ordentliche, treue, wahrhaft verständige und leidenschaftlose Hilfe,
sie zu überwinden.
Indes bin ich demungeachtet gesund und heiter. Du weißt,
daß ich mich nicht fortziehen lasse, sondern bleibe, wie ich bin.
Ohne diese Selbständigkeit möchte ich lieber begraben sein, als so
leben. Wieviel Du, mein süßes, teures Wesen, mir dabei hilfst,
weißt und begreifst Du nie. Dein teures Bild ist mir immer gegen-
wärtig, ist mir eine Zuflucht und eine Sicherheit überall. Solange
der Mensch etwas auf Erden hat, das er treu und rein anbetet,
ist ihm immer wohl.
Lebe wohl, Du Einziggeliebte. Ewig Dein H.

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