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[   Band 5 Brief 21:    Caroline an Humboldt     Berlin, 28. August 1815   ]


daß Metternich dächte wie Du! Wie würde dann das Schlechte
und Kleinliche schweigen und sich verkriechen müssen!
Die unglückliche Labédoyère! Wie gerecht und verdient die
Strafe des Mannes ist, so schaudert einem doch vor solchem Schick-
sal. Mir tut das Herz physisch weh, wenn ich daran denke.
500 Taler scheint mir auch eine hübsche Summe zu sein, die
wir Adelchen geben als etwas Fixes. Was wir dann mehr tun
können, wird Effekt machen. Ach! und wir tun ja gewiß das Mög-
liche. Schon dadurch erwächst August ein bedeutender Vorteil, daß
er umsonst wohnt, und das, was er für Quartier bekommt, zu
anderen Ausgaben verwenden kann.
Ich muß hier abbrechen. Ich umarme Dich und richte nun
alles vorläufig auf meine Abreise im Oktober ein. Gott, wie werd
ich mich freuen, Dich wiederzusehen!


22. Humboldt an Caroline              Paris, 29. August 1815

Für diesen letzten Fall [des Kommens nach Paris] muß
ich Dir eine Entdeckung mitteilen, die ich neulich über
August gemacht habe, und die mir nicht recht lieb ist.
Indes sind die Menschen, wie sie sind, und man kann sie nicht
ändern, auch ist die Quelle, aus der dies, was ich Dir sagen werde,
stammt, immer gut und liebenswürdig. Wie ich neulich mit August
über Dein und sein Quartier und über die Leichtigkeit sprach, daß
er mit Dir im nämlichen Hause wohnen könnte, fand ich ihn ganz
entschieden, dies nicht zu tun, sondern eine eigene Wohnung zu
nehmen. Mit den liebevollsten und gewiß durchaus wahren Ver-
sicherungen gegen Dich, mit dem herzlichsten Beteuern, daß er
nirgend so gern sei als bei Dir, behauptete er, daß es für eine

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