< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 5 Brief 40:    Humboldt an Caroline    Paris, 4. Oktober 1815   ]


das die Kostbarkeit der Mission. Vor dieser scheue ich mich ent-
setzlich, und gleich kann ich keine Zulage erhalten. Ich werde aber
doch suchen, einen außerordentlichen Zuschuß zu bekommen. Nur
wird das immer erst in einigen Monaten möglich sein.
Lebe wohl, meine innigstgeliebte Seele. Umarme die großen
und kleinen Kinder. Ewig Dein H.

Wellington ist, wie ich Dir schon schrieb, auf einmal in die
größte défaveur gekommen. Außer dem Museum wirft man ihm
vor, daß er Fouché im Ministerio erhalten wollte, und, woran er
freilich sehr Unrecht tut, daß er mit Madame Hamelin[?], die schon
den Franzosen ein Anstoß in Lucchesinis *) Salon war, und ein
paar anderen, ganz bonapartistischen, und deswegen und wegen ihrer
Aufführung gar nicht in der Gesellschaft geduldeten Damen, fast
ausschließend umgeht.


41. Humboldt an Caroline                    Paris, 5. Oktober 1815

Ich habe Dir durch denselben Kurier, der Dir diesen Brief
bringen wird, gestern geschrieben und schreibe Dir heute
wieder, um Dir etwas Unvermutetes mitzuteilen, was
aber, wie ich mir schmeichle, auch Dir angenehm sein wird. Ich
bin wieder auf einige Zeit vom Pariser Posten befreit, gehe, so-
bald man hier fertig ist, weg und habe eine zwar ungewisse aber
doch entfernte Hoffnung, Dich zu sehen. Wie man überschlagen
hat, was noch nach dem hiesigen Arrangement zu tun wäre, hat
sich eine wichtige, höchst épineuse und schwierige Unterhandlung **) in

———
*) Graf Girolamo Lucchesini, geb. 1751, † 1825, preußischer Diplomat,
1793—1797 Gesandter in Wien, 1802—1806 Gesandter in Paris.
**) Ohne jede Berechtigung erhob Bayern, für den Fall, daß der Mannes-
stamm der regierenden badischen Linie ausstürbe, Ansprüche auf die Rhein-

                                                                       93