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[   Band 6 Brief 21:    Caroline an Humboldt     Rom, 20. November 1817   ]


glaubten, August ginge heute. Die Kinder reisen Sonntag, den 23.,
ab, ich kann sagen mit tiefem Schmerz, besonders August hinsichtlich
Roms. Adelheid tut die Trennung von Rom wohl so weh nicht,
obgleich ihr seine Schönheit doch auch aufgegangen ist. Aber die
von uns tut dem lieben Kinde sehr weh, und ihre holden Augen
sind oft mit Tränen angefüllt.
Die Herz, die Dich tausendmal grüßt, ist in einem Entzücken
über Rom. Das Wetter hat denn auch seinen Anteil daran,
denn einen schöneren November sah man nie.
Rauch hat den Auftrag für eine bronzene Statue Blüchers
auf einem granitenen Piedestal nach Breslau bekommen, was ihn
ungemein glücklich macht.
Ich muß heut hier abbrechen, die Abreise der Kinder macht
mancherlei Kollisionen, und heut hat Adelheid noch die letzte Sitzung
zu ihrem sehr gelungenen, sehr ähnlichen Bilde. Schadow bittet,
ich möchte hinüberkommen. Verzeih daher, geliebtes Herz. Vor-
gestern besahen wir mit Ingenheim *), den Österreichern und einigen
Künstlern das Museum Capitolinum mit Fackeln. Adieu!

22. Caroline an Humboldt                        Rom, 25. November 1817

Letzthin habe ich Dir nur so sehr kurz schreiben können, was
mir, meine süße Seele, unendlich weh getan hat. Aber
Du weißt, wie es einen Tag vor der Abreise geht.
Adelchen ist denn fort. Sie war sehr bewegt, sie hatte schon
einige Tage her rotgeweinte Augen, August war auch sehr trübe,
Caroline und Gabrielle in Tränen. Von mir will ich nichts sagen.

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*) Gustav Adolf Graf v. Ingenheim, geb. 1789, † 1855, Sohn Friedrich
Wilhelms II. und der Gräfin Voß.

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