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[   Band 6 Brief 51:    Humboldt an Caroline    London, 17. Februar 1818   ]


daß Stein in seinem Briefe mit der größten Achtung und Teil-
nahme von Dir spricht. Er erkannte und liebte Dich sehr. Du
bist aber auch ein einziges und himmlisches Wesen.
Gestern aß ich bei dem Herzog von Montrose. Der Regent
zeichnet mich überall sehr aus, spaßt so viel mit mir, daß gestern
fast nur gesprochen wurde wo ich saß, und daß ich hörte, daß er
Lieven sagte, er begriffe nicht, wie der König habe ein solches
Amüsement wie mich (es waren nicht die Worte, aber der Sinn)
aus Berlin gehen lassen können. Diese Gunst dauert vielleicht nicht
ewig, aber mir ist sie für den Hof lieb. Da wir einmal keinen
Botschafter schicken und Preußen doch in allem Übrigen mit den
großen Höfen natürlich gleichsteht, so ist es nicht übel, wenn der
Gesandte sich auch in einer gewissen Gleichheit erhält. Sonst weißt
Du, wie wenig ich auf solche Dinge gebe, und daß, wenn ich je
amüsant und witzig bin, ich es am meisten mit Dir und den Kindern
ganz allein bin.
Mit Deiner Gesundheit geht es doch gar nicht gut, süße Seele.
Ich bitte Dich ja, dafür zu sorgen. Es ist sehr hübsch von Dir,
daß Du, wenn ich je krank sein sollte, es lieber haben willst, wenn
wir beisammen wären. Deine Sorgfalt und schon Deine Gegen-
wart wäre allerdings mehr als die halbe Heilung. Allein, ich
möchte viel lieber die Zeit voller Gesundheit mit Dir zubringen.
Getrennt hat man eigentlich zu allem Zeit. Doch werde ich über-
haupt nicht leicht krank und sehe nicht, daß es mir hier begegnen
würde. Es kann sonst nicht fehlen, daß nicht einmal in meinem
Leben eine Zeit der Kränklichkeit und körperlichen Schwäche kommen
sollte, allein sie ist noch nicht da, und ich würde sie nicht fürchten.
Man kann das Leben nicht immer in seinem vollen Genuß haben,
und ich habe es so in dieser Art gehabt, daß ich es ganz gerecht
finden würde, wenn es einmal auch mit einigen Leiden gemischt
wäre. Wenn Du nur wohl bist und die Kinder, und ich Dich in

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