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[   Band 6 Brief 68:    Humboldt an Caroline    London, 3. April 1818   ]


nommen, und außerdem hat er einen solchen Einfluß hier unter den
Kaufleuten und ein solches Vertrauen, daß, wenn er sich für eine
Unternehmung erklärt, gleich alle andern nachfolgen.
Gegen mich, merke ich wohl, ist in Rother eine gewisse Spannung.
Er kann unmöglich eigentlich gut mit mir sein und noch weniger
wünschen, daß ich zurückgehe und in Berlin angestellt werde. Er
muß fühlen, daß bei einer wahren Veränderung, an der ich einen
sehr tätigen Anteil nähme, seine jetzige Macht nicht dauern könnte.
Dabei aber wünscht er doch, mich zu gewinnen, und es liegt ihm
daran, daß ich wenigstens nicht gegen ihn bin. So hat er mich
eigens gebeten, doch dem Staatskanzler zu schreiben, daß er sein
Geschäft hier gut gemacht habe.
Die Zusammenkunft der Souveräne ist mir jetzt sehr im Wege.
Ich kann es nicht ausschlagen, wenn man mich dazu haben will,
und wenn ich hin muß, so kann man auch wieder nicht wissen, wie
weit sich noch dazu gehörende Arbeit nachher ausspinnt. Über
diesen Punkt aber gibt mir gewiß die erste Antwort des Staats-
kanzlers gleich die bestimmte Aufklärung. Erwähnt er in dieser
nichts von der Zusammenkunft, so kommt er auch später nicht darauf.
Ich weiß nicht, ob die fremden Zeitungen so alle persönlichen
Kleinigkeiten erzählen, an denen die hiesigen reich zu sein pflegen.
So hat neulich in allen gestanden, der Prinz-Regent sei bei mir,
wie er nämlich bei mir aß, in so vortrefflicher Gesundheit und Laune
gewesen, daß er zweimal gesungen habe. Es ist lächerlich, so etwas
öffentlich auszuposaunen, allein wahr ist es. Es kam so. Er zog
mich mit meiner Antipathie gegen die Musik auf, und ich sagte ihm,
ich wüßte doch sogar ein englisches Lied. Das einzige nun, was
ich weiß, habe ich noch von der Herz, der Du es nur erzählen
kannst. Es hat einen Refrain, the maid of the mill is for me.
Ich sagte ihm diesen Refrain, und da dies ein ehemals sehr be-
kanntes, jetzt vergessenes Lied ist, so fing er gleich mit großer

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