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[   Band 6 Brief 119:    Humboldt an Caroline    London, 8. September 1818   ]


oder nur Kartoffeln. Wenn die Damen (die Bertrand und die
M.) Sonntags mit ihm essen, sind sie in großer Parure, jedoch
nicht mit Schleppen.
Die schreckliche Gräfin ist noch immer hier. Sie behauptet,
daß alle Baumwollwaren hier für nichts zu haben sind, namentlich
Strümpfe, Bettdecken. Sie macht so viel Provisionen, als sie um
ihren großen Leib wickeln kann (sie geht von hier nach Ostende),
und hat auch einen eigenen Dolch zur Verteidigung dieser neuen
Art von Keuschheit gekauft. Bei allem diesem Heroismus ist sie
doch aber schrecklich langweilig.
Lebe wohl, innigst geliebte Seele. Ewig Dein H.


120. Caroline an Humboldt                Rom, 8. September 1818

Mein süßes Herz! Deine Briefe vom 18. und 21. August
sind jetzt eben bei mir angekommen. . ..
Ich sehe zu meinem Wunder, daß Du den 21. August
noch nicht wußtest, daß Theodor in Berlin und beinah einen Mo-
nat verheiratet sei. Ich bewundere, wie man mit uns umgeht,
meine liebe Seele. Gestern kam wieder die Post aus Deutschland,
aber für mich nichts. Die arme Mathilde wird nun unter Theo-
dors Zucht wohl auch nicht mehr schreiben dürfen.
An meinen leidenden Zustand gewöhne ich mich nachgerade.
Ich bin selten ohne Schmerzen, aber meiner Heiterkeit schaden sie
nicht mehr. Der Husten ist indes milder und mäßiger geworden.
Die Schmerzen in den Füßen sind am stärksten. Wenn sie nur
nicht in die Knie kommen, da sind sie am unausstehlichsten.
Über die Schlabrendorff habe ich laut auflachen müssen. Ach,
wenn sie mir hier aus den Wolken gefallen wäre, das Ungetüm,

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