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[   Band 6 Brief 122:    Caroline an Humboldt     Rom, 12. September 1818   ]


Bernstorff, der freilich weiß, daß ich seine Schwächen kenne und
nicht für gleichgültig achte, wird mir persönlich nur Gutes und
Liebes erzeigen.«
In Deinem letzten Briefe sind so unendlich liebe Stellen über
unsere Zukunft und Deine Wünsche, nur alles einzurichten, wie ich
es am liebsten habe, daß ich aufs neue aufs tiefste davon ergriffen
worden bin, obgleich es mir doch gar nichts Neues war. Denn ich
habe ja diese Deine einzig zarte Liebe und Sorgfalt mein ganzes
Leben hindurch erfahren und bin ganz davon durchdrungen. Wir
werden bald wieder zusammen sein, so hoffe ich gewiß.
. . . Ja, es gibt viel kuriöse Dinge. Aber, wenn die wahr
wäre, von der ich anfangs des Briefes schrieb, so wäre sie über-
kuriös. Wie sollte denn der Strom von Palästina *) das zugegeben
haben? Ah, che paura hanno avuto di te, povera gente! **)
Ich habe die letzte Nacht ganz außerordentliche Schmerzen im
Fuß gehabt. Lebe wohl, meine süße Seele. Ich umarme Dich
mit treuer Liebe.


123. Humboldt an Caroline            London, 15. September 1818

Ich fange heute sehr spät zu schreiben an, da mir die Ant-
worten an den Kanzler und Rother und der Brief an
den König viel Zeit weggenommen haben . . . Ich will
also heute von nichts anderem reden, sondern Dir meine Briefe,
soweit es geht, abschreiben.
Also zuerst der an den König: »Ich wage es, Eure Majestät
um die Erlaubnis zu bitten, meinem (ich lasse die Höflichkeits-

———
*) Jordan.
**) Ach, welche Angst haben sie vor dir gehabt, die armen Leute.

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