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[   Band 6 Brief 129:    Humboldt an Caroline    London, 29. September 1818   ]


führung geben ihm ein sehr ehrenvolles Bürgerrecht. Ich werde
mich also gewiß nicht gleichsam als seinen Widersacher erklären, da
ich es nicht bin. Allein das bleibt fest in mir, daß ich (außer dem
einfachen Mitglied des Staatsrats) keine Stelle annehme, in der
ich (außer Hardenberg selbst, gegen den ich nach unserm langen
Umgang eine innere Scheu habe, ohne die dringendste Not mich zu
erklären) unter einem anderen als unmittelbar unter dem König
stehe. Das ist, seitdem es einen Staatskanzler gegeben hat, meine
Meinung und mein fester Vorsatz. Mitglied im Staatsrat zu sein,
ist, wenn man einmal dazu berufen ist, eine Art Bürgerpflicht, der
es in jeder Art ein Unrecht wäre, sich zu entziehen. Man ist nur
für seine Stimme verantwortlich und kann durch diese, wenn man
es ernstlich meint, viel bewirken, man könnte das Unglück haben,
mit allem unzufrieden zu sein, was vorginge, und müßte nur um so
eher bleiben, weil man durch diese Stellung nicht teilzunehmen ge-
nötigt ist, sondern vielmehr im Gegenteil instand gesetzt wird, sich
sogar entgegengesetzt auszusprechen. Es ist, wie ich reiflich über-
legt habe, die Stellung, die für mich jetzt die allein wünschens-
würdige sein kann, und ich würde es sehr ungern sehen, wenn ich
statt dessen auch den Vorsitz im Staatsrat führen müßte.


130. Humboldt an Caroline                     London, 2. Oktober 1818

Es hat mir gut geschienen, liebe Seele, dem König auf den
Brief, den er mir neulich schrieb, zu antworten, und ich
teile Dir die Antwort, damit Du alles genau beurteilen
kannst, mit.
»J’ai reçu la lettre de Votre Majesté du 2. du mois passé,
et ne puis me dispenser de mettre à Ses pieds l’hommage de

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