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[   Band 6 Brief 185:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 1. März 1819   ]


abends habe ich dem, der mir zuerst schrieb, durch eine Estafette
und durch August Abschrift dieses Briefes und folgenden Osten-
siblen an diesen Mann geschickt. Dies habe ich mit Fleiß so ein-
gerichtet, damit er gewiß der erste sein kann, der dem König von
meiner Annahme Nachricht gibt. Ich habe mit Fleiß diesen Brief
nicht als eine Antwort eingerichtet:
»Das gütige Vertrauen, daß E. mir in Aachen bewiesen
haben, läßt mich hoffen, daß Sie mir erlauben, mich in einem Augen-
blick einer sehr wichtigen Entscheidung an Sie zu wenden. Es ist
allemal wohltätig, sich über Schritte dieser Art gegen unparteiische,
gerechte, dem König und dem Staat fest anhängende Männer
auszusprechen. E. werden die Kabinettsordre vom 17. kennen,
die ich vor einigen Tagen erhalten habe. Sie gewährt mein Gesuch,
nach Berlin zu kommen, um mich von den Verhältnissen meines
Postens zu unterrichten, nicht; sie befiehlt mir, mich unbedingt und
unverzüglich über die Annahme zu erklären, und fügt die Drohung
meiner Dienstentlassung hinzu. Ich kann E. ehrlich versichern, daß
ich die Verhältnisse des neuen Ministeriums nicht hinlänglich kenne
und sie nicht kennen kann, weil sie neu und zum Teil noch nicht
bestimmt sind. Ich sehe mich also in der traurigen Notwendigkeit,
entweder die Verantwortlichkeit des neuen Ministeriums in Un-
bekanntschaft mit sehr wesentlichen Verhältnissen desselben zu über-
nehmen oder nach sechzehn Jahren treu geleisteter Dienste mit der
Ungnade des Königs aus Seiner Majestät Dienst zu scheiden; des
leichten Mittels aber, mir Licht zu verschaffen, nämlich einige Tage
in Berlin zu sein, beraubt zu werden. Von dem regsten Eifer,
dem König zu dienen, beseelt, habe ich alle Gründe erwogen und
überlegt, allein gefunden, daß mich nichts aus der gegenwärtigen
Verlegenheit reißen könnte, als mich lediglich den Gefühlen der
Ehrfurcht, der Anhänglichkeit und der Dankbarkeit zu überlassen, die
mich immer an des Königs Person gekettet haben und mich ewig

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