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[   Band 6 Brief 233:    Humboldt an Caroline    Berlin, 18. August 1819   ]


präsidenten habe ich gesucht, ihnen Mut zu machen, und mehr zum
Teil, als ich selbst habe. Es kann mit der Mutlosigkeit nichts
werden. Ich kranke auch daran nicht. Ich bin heiter und auf-
merksam, wo es ein Mittel gibt, durchzudringen, allein ich kann
mir darum keine Illusionen machen. Die Sachen sind nun ein-
mal wie sie sind und ich sehe sie so an, aber ohne mich davon er-
schüttern oder abschrecken zu lassen. Ich gehe heute zum ersten-
mal ins Staatsministerium.
                                                              
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Mit dem Kanzler bin ich auf dem Fuß der Kälte und
Entfernung, in dem ich mich halten wollte. Er ist fast drei Tage
in der Stadt gewesen, ich bin nicht zu ihm gegangen, und er hat
kein Lebenszeichen von sich gegeben. Glaube mir, es ist sehr gut
so. Man kann, wenn man vertraut mit ihm ist, nichts Wesent-
liches als höchstens zufällig ändern, und wird nur zu dem, was
man nicht will, hingezogen, verliert auch an seinem Ruf, denn er
möchte sich allerdings meines Namens und des Vertrauens, das
ich noch genieße, bedienen. Dann hat er mich durch die Kabinetts-
ordre in Frankfurt, die er nun sogar zugesteht, selbst geschrieben zu
haben, zu sehr beleidigt.


234. Caroline an Humboldt                       Ems, 25. August 1819

Ich bin so glücklich gewesen, Deinen Brief vom 15. August
am 17. geschlossen zu empfangen, mein teuerstes Herz,
und heute harre ich nun wieder. So vergehen die Tage,
und der des Abzugs naht. Ich nehme morgen mein letztes, 42. Bad
und die 20. Dusche!! Sonntag habe ich den Brustkrampf gehabt,
die Wolzogen aß eben mit uns, und die Arme erschrak sich sehr. . . .
Montag, als 23., sind wir en famille in Nassau zum Mittag-

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