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[   Band 7 Brief 17:    Humboldt an Caroline    Tegel, 23. Junius 1820   ]


ihn auch, glaube ich. Nach Tisch mit dem Milchwagen kam ein
Glückwunsch von Kunth mit einem Dornenstock, den mein seliger
Vater getragen hat, und den er nun mir wieder schenkt. So glaubte
ich, wäre alles vorbei, was der Tag bringen könnte. Allein ein
paar Stunden später kam, freilich nicht absichtlich an dem Tag,
aber zufällig recht hübsch, ein Bote von Rother mit der Kabinetts-
order über meine Dotation. Ich lege Dir eine Abschrift bei. Sie
ist so vorteilhaft, als ich sie nur immer hätte wünschen können,
und es ist keinem Zweifel unterworfen, daß es nunmehr ein sehr
schöner Besitz *) wird, wenn auch die Einkünfte demungeachtet vielleicht
nicht über 5000 Taler gehen, ja manchmal, wenn das Gut be-
sondere Unkosten verursacht, geringer sein können. Die Kabinetts-
order hat ein wenig den Fehler, zu lang zu sein, und dadurch nicht
zwar unbestimmt zu werden, aber doch zu mehr Auseinander-
setzungen mit dem Finanzministerium Anlaß zu geben, als nötig
gewesen wäre. Die Hauptsache ist, daß darin gesagt ist, daß das
Pachtquantum vom Jahre 17, 18, 19 zugrunde gelegt werden soll.
Die darauffolgende Stelle ist sehr wichtig und gut. Sie sagt nämlich,
daß mir die Gebäude und das Plusinventarium gewährt werden
sollen. Dies ist billig, indes ist es wirklich nicht bei allen Dota-
tionen geschehn, daß man sie mit dem nötigen Inventarium gegeben
hat. Gneisenau, glaube ich, ist der einzige, der dies erhalten hat.
Der letzte Punkt ist noch der beste und nützlichste. Ich bekomme
nämlich danach auch das Vorwerk Ritterwitz. Wie die Sache jetzt
liegt, ist es für unsere Kinder eine treffliche Erwerbung. Es ist
ein zusammenhängender Strich des schönsten Landes von sehr an-
sehnlicher Ausdehnung, mit Gebäuden und Wirtschaftsinventarium
gut versehn, in einer schönen, und wenn kein Krieg mit Österreich
gerade ist, auch sehr sicheren Gegend. Bei Ritterwitz ist auch ein
Wohnhaus, nur für einen Pächter eingerichtet, aber recht hübsch,

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*) Ottmachau.

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