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[   Band 7 Brief 107:    Caroline an Humboldt     Marienbad, 21. August 1824, Sonnabend   ]


so daß wir uns immer sehr freuten, wenn es bergab oder irgend
in eine Schlucht ging, um etwas Schutz zu haben. Dennoch bin
ich ohne allen Unfall hier angekommen, bin wohl gewesen und habe
gestern ein Wasser- und heute das erste Schlammbad genommen.
Tausendmal habe ich an Hermann gedacht, wie es ihm er-
gangen sein mag. Wenn der Sturm gen Berlin zu so war wie
hier im Böhmerlande, so bedaure ich den guten Hermann. Ich bin
sehr verlangend zu erfahren, wie Gabrielle und Adelheid mit den
Kindern und Hermann die Reise gemacht haben. Dich, teures
Herz, denke ich mir heute etwa in Fischbach.
Rust sah ich in Karlsbad. . . .
In Karlsbad suchte mich auch ein Professor aus München
auf, Martius, der vier oder fünf Jahre in Brasilien war, und der
jetzt seine Reise herausgibt. Er brachte gleich einen Teil derselben
und dazugehörende recht schöne Steindrucke mit, er entschuldigte
sich, mich so gleich zu überlaufen, meinte aber, wo man den Namen
Humboldt höre, dränge man sich hinzu. Siehst Du, so strahlt
Dein und Alexanders Ruhm mit auf mich arme Unwissende!
Hier nun scheint von unserer Bekanntschaft niemand zu sein.
Nach dem bewegten Leben in Ottmachau, nach dem zahlreichen
Familienkreis dort fällt mir die große Einsamkeit doppelt auf. Die
arme Caroline tut mir besonders leid, die doch am Ende die Bäder
nicht notwendig brauchte. Sie fügt sich mit Liebe und heiterer Er-
gebung in dies langweilige Schicksal. Auch Mathilde wird jetzt
recht allein sein. . . .
Von Goethe ist hier nichts zu spüren.
Nun lebe wohl, geliebtes Herz, und gedenke liebend der armen
Verbannten im wilden Lande.

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