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[   Band 7 Brief 109:    Caroline an Humboldt     Marienbad, 15. August 1824   ]


sind. Das Wetter hob sich Sonntag und ward Montag ganz
hübsch, allein am Abend erhob sich wieder der Sturm und nun
sind’s zwei Tage und Nächte, wo man vor Brausen des Windes
in diesem dunklen Tale nicht schlafen und am Tage nicht existieren
kann. Es ist über allen Begriff traurig und greulich hier bei
diesem trostlosen Wetter, dabei eine Kälte wie tief im Oktober.
Dennoch habe ich täglich im Moor gebadet, aber Gott weiß, ob
es einem bei dem Wetter bekommen kann. Und doch käme man
sich wie verrückt vor, wenn man hier bliebe und nicht badete.
Rust kommt übermorgen abend.
Die Gräfin Magnis sprach also noch von Wilhelms Schön-
heit? Es war sein Todestag, an dem ich Dich in Ottmachau
verließ, ich wollte es nur bei so trauriger Trennung nicht erwähnen,
aber den ganzen 14. hatte ich, und während der Musik im alten
Schloß, an den schrecklichen Verlauf des 14. August 1803 gedacht.
Einundzwanzig Jahre! — Wir sollten doch, ehe die Moire des
Todes uns selbst begrüßt, noch einmal sein Grab besuchen.


110. Humboldt an Caroline                Frankfurt, 26. August 1824

Ich wollte Dir von Fischbach aus schreiben, teure Seele,
aber es blieb mir keine Viertelstunde übrig. Heute bin
ich hier schon gegen 6 Uhr angekommen und nicht weiter-
gegangen, da ich immer erst spät nach Mitternacht Berlin erreicht
hätte. Ich bin auch nicht ausgegangen, und so ist es mir süß,
Dir noch einige Zeilen von hier zu schreiben. Ich werde sie aber
erst in Berlin abgehen lassen, da sie doch denselben Weg machten.
Ich schrieb Dir zuletzt vor der Partie nach dem Kochelfall.
Du weißt, daß solche Partien nicht gerade meine Passion sind,

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