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[   Band 7 Brief 129:    Caroline an Humboldt     Berlin, 18. April 1826   ]


die Du doch wahrlich nicht verdienst. So erzählte mir die Paalzow *),
in einer Gesellschaft gewesen zu sein, wo man über Deine Reise
sprach und über Menzels Abziehen von Ottmachau, aber als ob
Du ihn exmittiertest, und Menzel wurde als ein Schlachtopfer
dargestellt. Da ich ihr nun zufällig einige Tage zuvor erzählt
hatte, daß Du aus Gutmütigkeit ihn seiner Verbindlichkeiten in
einem zu Deinem Vorteil vielleicht zu kurz angesetzten Termin ent-
ließest, und Du darum durchaus nach Schlesien gemußt hättest, um
Rat für die fernere Bewirtschaftung der Güter zu treffen, so
widersprach sie jenen Äußerungen lebhaft.
Sonntag hat Gabriele mit ihrem Kleeblatt **) zum erstenmal
wieder bei mir gegessen. Es waren gerade sieben volle Wochen.
Kohlrausch habe ich mit Carolinen den Sonntag besucht. Er
litt etwas weniger, seitdem die Eiterung in Gang kam. Allein
alle diese gewaltsamen Ableitungen scheinen mir auf die Organe des
Sprechens und auf das innere Denken und den Zusammenhang
der Ideen keinen Einfluß zu haben. Sein Anblick zerreißt das
Gemüt.
Eben habe ich Deinen Brief vom 11. und 13. aus Ottmachau
empfangen, teuerstes Herz, der mich doch etwas beruhigt, da ich
in Deinem Geschäft einiges Licht und Hoffnung sehe und Pächter
an Deinem Horizont aufgehen. Du armes Kind, mit Deiner
Köchin und Deinen häuslichen Sorgen! Ich beantworte erst das
nächstemal Deinen hübschen, lieben Brief.

———
*) Henriette v. Paalzow, Schwester des Malers Wach, geb. 1788,
† 1847, Romanschriftstellerin, lebte in Berlin bei ihrem Bruder.
**) Bei Bülows war am 27. Februar die dritte Tochter geboren.

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