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[   Band 3 Brief 77:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 26. Mai 1809   ]


noch Tauben ausfliegen lassen, ehe der grüne Ararat aus der Tiefe
auftaucht.
Jetzt lebe herzlich wohl. H.


78. Caroline an Humboldt                          Rom, 30. Mai 1809

Ich denke den Pupo *) Karl Heinrich Hermann zu nennen
und ihn beim letzten Namen zu rufen, italienisch heißt
Hermann Erminio. Heinrich habe ich gewählt, weil immer
zwei Namen mit demselben Anfangsbuchstaben sein müssen, damit ein
Name einen schönen Fall habe. Ich habe einen großen Glauben
an das Leben dieses Hermann. Er sieht sehr tüchtig und hübsch
aus, hat dunkelblaue Augen und blonde Haare und auf jedem
seiner dicken Backen ein allerliebstes Grübchen.
Ich bin ganz verwundert über meine Schriftstellerei in der
Literatur-Zeitung, auch Welcker **) schreibt mir davon. Alexander
hat mir geschrieben. Ob er denn Dein Gedicht endlich bekommen hat?
Du hast unrecht, dem armen Gedicht so gram zu sein, es hat schöne,
sehr schöne Stellen.
Ich teile, ach, so ganz Deine Empfindungen über Laroche. Ich
habe nie aufgehört, mit Rührung und Liebe an ihn zu denken, letztens
hat er mir einige Zeilen zu einem Brief von Theodor geschrieben,
die sehr lieb sind. Mein teures Herz, wie süß ist der Gedanke,
daß ich Dich nicht unglücklich gemacht habe, wir werden auch, hoffe
ich, bald und froh wieder vereint sein.
Ewig Deine Caroline.

———
*) Säugling.
**) Friedrich Gottlieb Welcker, geb. 1784, † 1868, Altertumsforscher.

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