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[   Band 3 Brief 145:    Humboldt an Caroline    Burgörner, 16. Dezember 1809   ]


sich Gelegenheit dazu findet, dieser stillen und verborgenen Welt
hinzugeben. Die Herz *), die genau genommen, nie interessant in
dieser Art war, ist es auch jetzt nicht. Ich ging gleich den Morgen
mit Theodor zu ihr. Sie fand das sehr treu, ich war galant und
sagte, daß sei gar nicht Effekt alter Treue, und so waren wir sehr
gut und artig miteinander.


146. Humboldt an Caroline            Thalebra, 20. Dezember 1809

In Auleben empfingen uns die Vasallen; Kleemann mit seiner
jungen Frau in aller Demut am Wagen und ich wohnte
wieder in den Stuben, wo wir den Winter durchlebt
haben. — Es war sehr schönes Wetter den Abend, der Kyff-
häuser und die Rothenburg, hinter der die Sonne unterging, waren
wirklich sehr hübsch.
Gestern war ein Dezembertag, wie ich ihn nie erlebt habe.
Eine wahre Frühlingssonne und eine so milde Luft, wie man es
wirklich selbst in Rom schön nennen würde. Von Schnee ist hier
noch keine Spur, selbst nicht auf den Bergen. In Sondershausen
machte ich den vornehmsten Beamten meinen Besuch und fuhr
dann nachmittags hierher. Die Unterhandlungen mit dem Leutnant
v. Dacheröden **) aus Westpreußen, der sich in den Besitz setzen wollte,
nehmen guten Fortgang und wir kommen höchst wahrscheinlich in
Güte auseinander.

———
*) Vgl. S. 46.
**) Vgl. S. 292.

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