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[   Band 4 Brief 25:    Caroline an Humboldt     Wien, 1. Julius 1813   ]


wirklich, daß das Lützowsche Freikorps nicht den Waffenstillstand
hat glauben wollen (die Franzosen haben sich in den letzten Jahren
solcher Unredlichkeiten in Kriegszeiten schuldig gemacht, daß es
schwer ist, ihnen Glauben beizumessen), und es scheint, daß sie in
der Gegend von Leipzig sehr gedrängt worden sind. Körner soll
nicht unter den Gefangenen sein, aber zwei Blessuren haben. Wie
schmerzt mich die Mutter und der Vater! Es wundert mich aber
ungemein, daß Woronzow *), wie er bei Leipzig stand, nicht auf
dieses Freikorps bedacht gewesen ist. . . .

                                                   3. Julius 1813
Wir erfahren heut durch einen Entkommenen von der schwarzen
Legion, daß die Württemberger, die die Legion avertieren sollten,
sie angegriffen haben, es sind mehrere geblieben, 250 sind zu Ge-
fangenen gemacht, und die übrigen, etwa 300, sind entkommen.
Körner soll einen Hieb über den Kopf haben und so ohne Be-
sinnung zum Gefangenen gemacht worden sein. Wir hoffen, wir
wünschen und bitten zu Gott, daß man doch die eklatanteste Satis-
faktion für ein solches verräterisches Benehmen nehme. Es ist ja
himmelschreiend. Die Gefangenen müssen zurückgegeben werden,
das versteht sich von selbst, aber soll einem Offizier, der auf eine
so niederträchtige Weise gegen alle Gesetze des Krieges handelt,
soll dem das so hingehn? Soll man nicht auf dessen Auslieferung
dringen? Ich bitte Dich, was Du dazu beitragen kannst, zu tun,
und bitte Dich, insbesondere Dich bei Gneisenau für Körner zu
verwenden. Er soll in Leipzig liegen. Wenn eine solche Ver-
letzung ungeahndet hinginge, man setzte ja allem Unrecht und Unbill
die Krone auf und brächte sich um die treusten Verfechter des
Rechts. Die Sache ist nicht allein der Gemißhandelten wegen

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*) Vgl. S. 27.

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