< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 4 Brief 83:    Humboldt an Caroline    Schlüchtern, 3. Nov. 1813   ]


nur kleine Unterschiede, und das Rechte tun und glücken sehen, ist
alles. Ewig Dein         H.


84. Humboldt an Caroline                Frankfurt, 7. November 1813

Wie die Dinge närrisch in der Welt gehen, liebe Li. Erst
hat uns der Landgraf Friedrich von Hessen *) in Wien
ennuyiert, nun ennuyiere ich ihn in Frankfurt. Wir sind
gestern hier eingezogen und wirklich im Siegesglanz. Es war
einer der Tage, die in der Geschichte glänzen werden, und von
denen man noch viele prächtige Beschreibungen lesen wird. Ich
war mitten darunter und unterschreibe, was man von Pracht, von
Freude, von Glanz sagt; meine Privatempfindungen der gräßlichen
Kälte, so in bloßer dünner Uniform sich im November von 8 bis
3 Uhr als Sieger glücklich preisen zu lassen, wird keine Geschichte
erwähnen, also kann ich sie immer Dir eingestehen. Der Kaiser
hatte gewünscht, daß Lord Aberdeen und ich ihn zu Pferde be-
gleiteten. Also setzten wir uns in allen Staat, den wir bei uns
haben, und fuhren schon vor 8 Uhr von Hanau ab. Eine gute
halbe Meile vor den Toren der Stadt begegnete uns schon der
Kaiser Alexander, der dem Kaiser entgegenritt. Wir stiegen nun
zu Pferde, drehten, da der Kaiser noch hinter uns war, wieder um
und mischten uns unter das glänzende und zahlreiche Gefolge. Die
russische Garde zu Pferde, der Prinz Konstantin an ihrer Spitze,
ritt voran, dann kamen die beiden Kaiser, Alexander, um dem
Österreichischen Kaiser die Ehre des Tages zu lassen, und des mehr
ihm angehörenden Ortes, zur Linken, ein halb Pferd hinter seinem
Kaiser und ihm zur Seite Schwarzenberg, dann was es an Ge-
sandten, Ministern, Generalen, Adjutanten, Offizieren der Suite
nur immer gab, zum Beschluß wieder Garden.

———
*) Friedrich V. Ludwig, seit 1751 Landgraf von Hessen-Homburg, † 1820.

                                                                       161