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[   Band 4 Brief 279:    Humboldt an Caroline    Wien, 21. Mai 1815   ]


dafür, und Vera hat mir heute ganz ernsthaft, wenn ich es durch-
setzte, die große Juno *) versprochen! Es hat mich ordentlich gerührt,
daß so eine antike Göttin sich auf einem Kongreß nach dem Norden
hin verhandeln und verschachern lassen soll.
Lebe wohl, teure, innigstgeliebte Seele.
Ewig Dein H.


280. Caroline an Humboldt                       Berlin, 23. Mai 1815

Teuerster Wilhelm!
Vorgestern, den Sonntag, habe ich Deine Nummer 101 er-
halten. Für alles umarme ich Dich, mein süßestes Herz.
Wie sehr süß ist mir die Hoffnung, daß Du kommen, daß
ich Dich endlich wiedersehen werde. Die Kinder freuen sich und
sehnen sich auch unendlich danach. August ist noch hier.
Lässest Du die Möbel verauktionieren? Wegen des Kochs
hat es keine Not. Es gibt dieser Leute eine Menge, die auf
Spekulation und auf ihre Art die Kampagne mitmachen. Ein
solch Hauptquartier von Souveränen, Ministern usw. ist auch eine
ganze eigene Erscheinung der neueren Zeit und hat etwas orien-
talisch Pompöses.
Daß Du jetzt gut und freundlich mit Boyen bist, ist mir sehr
lieb und kommt mir auch wie natürlich vor.
Daß Metternich seine Anstalten gerade gegen Dich in dem
Ministerarrangement gerichtet hat, ist mir mehr wie gewiß und ist
gerade recht in seiner kleinlichen Politik und inneren Seelenfalschheit.
Über die Angelegenheiten im großen denke ich wie Du, bin
aber sehr begierig, mit Dir darüber zu sprechen. Ruhe — stilles,

———
*) Die sogenannte Juno Ludovisi.

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