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[   Band 5 Brief 5:    Caroline an Humboldt     Berlin, 13. Julius 1815   ]


4. Caroline an Humboldt                 Berlin, 11. Julius 1815

Wie angenehm hast Du, geliebtes Herz, durch Deinen Brief
vom 7. aus Burgörner mich gestern überrascht. Nie ist
ein Brief aus Burgörner so schnell hierher gekommen wie
dieser. Wie gern, wie sehr gern wäre ich bei Dir gewesen! Auch
ich liebe Burgörner ungemein, und alle lieben Erinnerungen der
Kindheit und der schönen Jugend knüpfen sich an diesen einsamen
Aufenthalt, wo ich wohl zuerst meiner recht bewußt worden bin,
wo ich Dich, mein teures Wesen, ja zuerst gesehen habe.
Der Herzog von Dessau rührt mich ordentlich, ich habe den
alten Mann lieb, da er Dich so lieb zu haben scheint.
Es verbreitet sich die Nachricht, durch Kaufmannskonnexionen,
daß Paris mit Kapitulation übergegangen sei und zwar am 3.,
ich wünsche sehr die Bestätigung. Hier sind vorgestern nacht einige
Hundert Menschen auf den Templauerberg gelaufen, um Paris
brennen zu sehen. Wie findest Du das?
Ich umarme dich von ganzer Seele.
Ewig Deine    Caroline.


5. Caroline an Humboldt                  Berlin, 13. Julius 1815

Mein teures Herz!
Seit vorgestern, wo ich Dir schrieb, wurde das Gerücht der
Kapitulation von Paris immer lebhafter, und nachmittags
um 4 Uhr erfuhren wir, daß Leo von Lützow, Berthas *)
Mann, die Nachricht als Kurier überbringe. Die Sensation im
Larocheschen Hause kannst Du Dir denken. Sie fuhren gleich nach
Schöneberg, von wo aus Lützow mit den Postillonen eingeholt werden

———
*) Bertha von Laroche, Tochter des Humboldtschen Jugendfreundes.

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