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[   Band 5 Brief 164:    Humboldt an Caroline    Berlin, 3. Julius 1817   ]


                                                   5. Julius
In der folgenden Woche denkt der Staatskanzler fortzukommen,
und so vermute ich am 14. zu reisen. Hermann besuche ich gewiß
noch einmal, auch Tegel wenigstens auf einige Stunden. Jetzt
habe ich sehr viel zu tun, und es ist überhaupt eine Zeit der Krisen.
Es sind große Stürme, aber ich bin sehr oben in der Meinung, und
die Gegner haben, wenigstens solange ich hier bin, Furcht. Ich gehe
zunächst nach Burgörner und von da gleich in der Gegend herum
wegen der Dotation. Von da vielleicht nach Schlesien, wenn ich
es für nötig halte, und im Rückweg von Schlesien, wenn der
Kanzler noch dort ist, über Karlsbad, sonst gerade nach Frankfurt.
Habe ich den Kanzler in Karlsbad nicht gesehen, so sehe ich ihn
am Rhein. Dort ist vermutlich dann auch der König und Boyen,
mit dem ich sehr enge vereinigt bin. Diese letzte Zusammenkunft
könnte noch in der Reise nach London etwas hindern, sonst ist sie
unwiderruflich. Ich hoffe Mittel zu finden, Dir bald ausführlich
zu schreiben, dann wirst Du alles erfahren und mich gewiß
billigen. Du, das sehe ich voraus, wirst besser tun, den Winter
in Rom zu bleiben.


165. Humboldt an Caroline                  Berlin, 6. Julius 1817

Ich weiß nicht, ob ich Dir schon schrieb, meine teure Seele, daß
der König mir unmittelbar vor seiner Abreise schreiben
ließ, daß ich noch einmal vor meinem Abgang nach
London über die Herzogin von Cumberland mit dem jetzigen Groß-
herzog *) sprechen sollte. Der Großherzog, der doch immer sehr
gut ist, wollte mir auf die Hälfte des Wegs entgegen kommen.

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*) Georg, seit 1816 Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, geb. 1779,
† 1860, Bruder der Herzogin von Cumberland.

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