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[   Band 4 Brief 194:    Humboldt an Caroline    Wien, 9. September 1814   ]


Alexander mußt Du Dich gefaßt machen, sogar selbst sehr
französisch zu finden. Das ist nun einmal nicht anders. Doch hat
er immer wieder das zugleich behalten, wodurch er selbst darüber
hinaus ist, und worin man wieder mit ihm eins sein kann. So
war es von Kindheit an zwischen uns. Immer der schneidendste
Gegensatz und dabei doch ein sehr enges Zusammenhalten.

                                                          Den 10.
Ich muß in größter Eil schließen. Hardenbergs Ankunft
macht mir unendlich zu tun. Man muß ihn wie eine Tochter,
die man verheiratet, ausstatten. Werner *) ist angekommen, als
Priester! Die Fürstin von Thurn und Taxis ist hier, und der
Erbprinz kommt. Meine Stube ist heute vormittag nicht leer ge-
worden.
Lebe wohl, gute, teure Li. Ewig Dein H.


195. Humboldt an Caroline                 Wien, 21. September 1814

Hardenberg ist, wie Du aus meinem letzten Brief [vom
16. September] gesehen hast, gekommen. Er hat den-
selben Tag, vorigen Sonnabend und den Tag darauf
bei mir gegessen. Den ersten Tag hatte ich bloß seine Räte, den
anderen den Herzog von Weimar, Wolzogen, Binder und Gentz
dazu, doch waren wir auch nur zwölf Personen.
Ich war heute mit dem Kanzler bei der Kaiserin, die Dich
sehr freundlich grüßen läßt. Unser Staatswagen und die Gala-
livreen haben sehr guten Eindruck auf den Kanzler für unsere
Grandeur gemacht.

———
*) Zacharias Werner, geb. 1768, † 1823, dramatischer Dichter, trat
1811 zur katholischen Konfession über und wurde 1814 zum Priester geweiht.

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